Nach einem feucht-fröhlichen Freitag, im Zuge dessen mir eine ÖPNV-Begegnung mit einem Moskitos-Fan auf dem Weg zum Oberliga-Nord-Derby nach Duisburg wieder mal aufzeigte, dass unsere Verantwortlichen einiges grundlegend besser gemacht haben als im benachbarten Pott und es uns trotz einer weiteren Saison zum Vergessen spielklassentechnisch vergleichsweise gut geht, sollte es bereits wieder am Vormittag los gehen.
Im Zug traf ich mit dem ersten meiner drei Begleiter zusammen. Den Vaasan-Sport-Fan aus Suomi stellte ich fortan bei weiteren Begegnungen als den Finnen vor, der mal die Sportart Eishockey kennenlernen wollte, welche die verrückten Deutschen zu ihrem Nationalsport gemacht haben, während dieser dagegen in seinem Herkunftsland ein Randsportdasein fristet.
Bei unserem Umstieg am Bahnhof Messe Deutz sollte mich ein weiteres Mal die komplette kölsche ÖPNV-Organisations-Kunst überzeugen, dass sie auf eigentümliche Weise für Konstanz steht. In meiner einstigen Uni-Stadt hatte sich die KVB (Wurde schon seinerzeit als "Kommt Vielleicht Bald" übersetzt) offensichtlich seinen gesamten Charme der Unzuverlässigkeit bewahrt. Ein mehr als deutlich gefüllter Bahnsteig zuzüglich die gesamte Treppe hoch (Wer auf der cleveren Seite des Lebens groß geworden ist, läuft außen herum und nutzt natürlich die entgegengesetzte.

) durfte zusehen, wie alle zehn Minuten eine bereits vollgepackte 1 ein- und wieder weiterfuhr. Aus meinen geographischen Studi-Kenntnissen heraus beschlossen wir, dass wir den vergleichsweise kurzen Weg zur vorherigen Station laufen. Dort fuhr gerade die nächste 1 ein, bei der durchgesagt wurde, dass man dahinter in die leere Zusatz-Bahn einsteigen könne. Der Fahrer dessen kannte allerdings sämtliche seiner Anweisungen - also alle beide - und die verneinten einen Einlass seinerseits, was langsam Unmut unter der dort wachsenden Bahnsteig-Community anwachsen ließ. Bei der nächsten Bahn folgte das gleiche Spiel. Während sich manche schon nach ihren Gelbwesten umschauten, kam diese Bahn wenig später plötzlich rückwärts zurück, wohl aus anderen Gründen, aber da die Türen einmal freigegeben waren, tangierte uns die eingeblendete "Nicht Einsteigen" - Info null. So hatten wir auf der 22minütigen Anfahrt in der ab Messe/Deutz stark bevölkerungsverdichteten Bahn vergleichsweise angenehme Sitzplätze.
Auf dem Weg von der Bahn zum Stadion fielen mir neben Köln- und Düsseldorf-Fans vor allem Schwenninger und Indians-Jerseys zahlreich auf. Letztlich war mindestens halb Eishockey-Deutschland Trikot-technisch auf dem Vorfeld wie später im Stadion vertreten, darunter auch nicht zu wenige Iserlohner. Dies war durch eine Bühne sowie eine Gasse aus Ständen und analog zur Kölner Gründungsgeschichte durch ein Römerlager sowie gerüstete römische Soldaten gelungen gestaltet.

Leider hat das nieselige Wetter dazu beigetragen, dass viele Leute schneller ins Stadion gingen, weshalb einige Treffen mit Bekannten leider ausfielen. Die anderen Beiden unserer Combo (quasi meine Düsseldorfer Winter-Game-2015- sowie Grand-Départ-2017-Crew) trafen wir auf dem Vorplatz. Nach Bier und Wurst ging es ins Stadion.
Dort sollte ich feststellen, dass nicht nur die KVB (s.o.) großartig vorgeplant hatte, sondern auch der Veranstalter bezüglich Merch:
An einem Stand gab es das Winter-Game-Shirt nur noch in S/M, diesem Gummizofen-Angebot entzog ich mich jedoch.

An drei anderen Ständen gab es selbiges Shirt nur noch in 5XL. Zu dieser Adipositas-Kampfgewichtsklasse zählte ich mich wiederum auch nicht. Da ich mir nicht vorstellen konnte, dass man 5XL soweit heiß runterwaschen kann, verzichtete ich. War mir gar nicht bekannt, dass es solche Größen für Menschen ohne Towart-Ausrüstung gibt. Fühlte mich danach jedenfalls so drahtig, dass ich mich um ein Haar für den chinesischen Ruder-Achter angemeldet hätte.

Offenbar gibt es in Köln viele Hobbits und Orks, für die jene Größen vorgedacht waren. Aber auch da hätte man etwas (Vorsicht, Wortspiel:) breiter vorplanen können.
Es war erwartungsgemäß nicht das Einzige, wobei die Kölner Organisatoren nicht über den Tellerrand geschaut hatten:
Im Außenbereich des Stadions kam uns allen der musikalische Haupt-Act Brings mit seinem Schlager-Pop wie die neueste Folter-Form von CIA-Geheim-Gefängnissen vor, so dass wir Sorgen hatten bei Betreten des Stadioninnenraums gesundheitliche Spätfolgen zu riskieren. Mag letzteres noch Geschmackssache sein, sollte man sich in Köln vergegenwärtigen, dass man mit dem DEL Winter Game kein lokales Karnevals- oder Schützenfest veranstaltet, sondern ein Ereignis mit deutschlandweiter Eishockey-Strahlkraft bzw. darüber hinaus. Das hatte man u.a. vor vier Jahren in Düsseldorf besser erkannt. Sei's drum, wir waren ja wegen Hockey dort.
Im Vorfeld geriet ein Video etwas niveaulos, welches das Düssi-Maskottchen einen Haie-Teppich küssend, sich vor das Sharky-Maskottchen hinwerfend bzw. anbetend & ähnliche Unterwerfungsgesten zeigte, was dann anschließend als Revanche für die Teambus-Aufkleberklamotte verkauft werden sollte. War doch etwas daneben und nicht wirklich lustig.
Tolle Choreos zierten Block-übergreifend die Ränge, während sich zunächst Ex-Akteure im Legendenspiel, die Sledge-Hockey-Nationalmannschaft - die tatsächlich etwas mehr Würdigung verdient gehabt hätte - und später die Profis im Warm-Up aufs Eis begaben. Sehr zuschauerfreundlich waren die transparenten Banden, das wertete die ohnehin gute Sicht unserer hochwertigen Karten (Hier nochmal ein Danke an meinen persönlichen Ticket-Dealer!

) noch einmal auf.
Das Spiel begann zur "Begeisterung" des Heimpublikums durch ein schnelles Gegentor durch Philip "Endlich wieder zu Hause" Gogulla. Im weiteren Verlauf war das Wetter natürlich nicht förderlich für Eis- wie Spielqualität. Der Nieselregen endete allerdings vor dem Schlussabschnitt. Zu dem Zeitpunkt führte Düsseldorf durch ein weiteres Gogulla-Tor 0:2. Auf nun weit spielfähigerem Eis gelang den Kölnern nach dem Anschluss durch (den Fast-Rooster vor zwei Jahren) Colby Genoway kurz vor Schluss durch Felix Schütz (dem Mann für solche Treffer) der Ausgleich. Nach dem nahezu Roosters-gemäßen Nicht-Ausnutzen einer 2:0-Konterchance in der Overtime gelang John Henrion im direkten Gegenzug der Sudden Death bzw. Siegtreffer. Da ich Haie wie DEG gleich wenig leiden kann, hatte ich insbesondere auf mehr Härte gehofft, die hielt sich jedoch im Rahmen.
Insgesamt passte die Atmosphäre für solch ein weites Rund, wobei selbst meinen Düsseldorfer Begleiter wunderte, dass die DEG-Fans zur Abwechslung und im Kontrast zum IssNixLos-Dome mal sowas wie Stimmung machten. Die Pyro-Nummer im Block hätten sich zwar die paar Halbstarken unten im Gästeblock schenken können, aber sonst war es ausgelassen. Allerdings schlug ein nicht unwesentlicher Teil der fehlenden ca. 3000 nicht verkauften Karten gerade im DEG-Oberrang zu Buche.
Das Feuerwerk war cool arrangiert, insbesondere die Lichtshow war gut eingebunden, im internen DEL-Winter-Game-Ranking würde ich es auf Bronze setzen, An die Abfackelei bei der Nürnberger Premiere kam bislang keiner heran.
Abschließend zum Stadion-Teil noch ein Kompliment an meine Blase, die sich trotz kontinuierlichem Gerstensaft-Konsum in Top-Form präsentierte, was auch vonnöten schien, denn die Pissoir-Zuschauer-Relation im Oberrang sorgte zu jeder Zeit für lange Schlangen vor den sanitären Anlagen.
Draußen verabschiedeten wir uns von den anderen beiden, die sich später nochmal telefonisch meldeten um zu verkünden, dass sie sich vom Parkhaus-Dach fast erwartungsgemäß innerhalb einer Stunde 20 m weit fortbewegt hatten. Unterdessen hatten wir ein Taxi vorgezogen, da wir uns das Rückfahrt-Chaos mit Tausendschaften an aufbruchswilligen Fans um eine Station herum zuzüglich des KVB-Dilletantismus ersparen wollten. Dies stellte sich als sehr gute Idee heraus, wobei wir diesen Vorsprung wenig später noch verspielten sollten.
Wir entschieden uns zum Dinner beim Feinkost-Restaurant mit dem goldenen M, seine anrufende Gattin verwies mein Begleiter auf einen späteren Anruf nach dem Mahl angesichts der zu genießenden kulinarischen Speisen. Als sie später anrief, während wir im Zug sein sollten, stellten wir fest, dass wir dies partout nicht waren (Da hatte uns das Big-Rösti-Bouquet wohl einen Streich gespielt.) und auch nach einem Sprint nur noch die Rücklichter des REs sehen sollten.
Den tieferen Sinn dahinter sollte ich erst später erfahren. Wir entschieden uns jeweils individuell den nächsten Zug zu nehmen, und nach einem gemeinsamen Bier ging es für mich zuerst los, während ich meinem Kumpel einen Zug mit Endhaltepunkt nahe seines Wohnortes empfahl, wovon er später noch zehren sollte, als er dort wieder aufwachte.

In Deutz stiegen dann drei extrem bierbeladene Herren aus Münster zu, die sich zu mir in meinen Viersitzer gesellten und mich prompt auf diverse Bier mittels ihres mitgebrachten Fasses zuzüglich zahlreicher Flaschen einluden. Da ließ ich mich selbstverständlich nicht lumpen, und so wurde die folgende knappe Stunde eine amtliche Sause.
Beim Aus- bzw. Umstieg nochmal kurz auf Iserlohner getroffen und zugeprostet (Die Münsteraner hatten mir zuvor noch einen frisch gezapften Becher mitgegeben), war die Nacht noch lange nicht zu Ende, aber der Hockey-relevante Tag war es. Also belasse ich es mal hiermit.
Dies war dann für diese Saison womöglich mein letzter Reisebericht, je nachdem, ob ich zur WM nach Kosice fliege oder nicht. Bratislava bzw. Presswurst in Preßburg wäre zumindest anreisetechnisch unkomplizierter gewesen.
Jedenfalls war es ein runder Tag, auch im Quervergleich mit den anderen 3 DEL Winter Games zuzüglich des WM-2010-Eröffnungsspiels in Gelsenkirchen konnte sich die Kölner Austragung sehen lassen.
Für 2021 sollen Berlin und Augsburg im Gespräch sein. Mit Ersteren (vs. Mannheim?) hatte ich gerechnet, darüber hinaus mit München (vs. Augsburg?) auch. Aber womöglich will man erst mal die neue Hockey-Arena besucherzahlentechnisch etablieren und dem Nachbarn zum vermutlichen Derby den Vortritt lassen, bevor man sich ein paar Jahre später in die Fußball-Arena oder besser noch ins Olympiastadion wagt. Da lasse ich mich einfach mal überraschen.