Gestern Nacht bin ich zurück aus Köln gekommen!
Es waren großartige Tage, und ich kann kaum erwarten morgen wieder hinzufahren!
Was dort Fans aller teilnehmenden sowie weiterer Länder (Viele haben unabhängig von ihrer Mannschaft mehr Bock auf Köln als Paris!) zelebrieren und was auf dem Eis geboten wird, sollte man sich als Eishockey-Fan nicht entgehen lassen! Schon gar nicht, wenn man im Vergleich um die Ecke wohnt.
Auf Sport1 wird das nur ansatzweise wahrzunehmen sein, da sie wie bei lauten DEL-Gastgebern (Wen könnte ich da wohl meinen?

) die Außenmikros herunter drehen.
Let's face it: Das ist die geilste Stimmung, die man abseits des Seilersees erleben kann!
Am Freitag Nachmittag habe ich im wenige Fußwegminuten von der WM-Arena entfernten Hotel meiner Wahl eingecheckt und mir das ausverkaufte Eröffnungsspiel Schweden - Russland im TV angeschaut, wobei mir insbesondere das 3-3 in der Overtime beim 1:2 n.P. gefiel.
Fr, 05.05., 20.15: USA - Deutschland 1:2
Nach einem Gang über das in vielerlei Hinsicht gut gefüllte Fanfest war mein erstes Arena-Erlebnis ein halber Stunt, als ich mit gefülltem Becher mir die Stufen des Stehplatzblocks runterwärts gehend genau anschaute und mich dennoch kurz vor einer Spantax-Bruchlandung befand, vor der mich lediglich meine Garzellenfunktionen zuzüglich Aerodynamik bewahrten.
Nach dem Auftaktdrittel hätten beide Teams 3:0 führen können. Im 2. dagegen haben die Amis direkt um das Tor herum gezockt, wie sie wollten bzw. konnten. Das war was fürs Auge, jedoch nichts für meine Nerven. Unglaublich, was Team USA da alles für Hochkaräter vergeben hat. Glück und vor allem Greiss haben dem DEB-Team da den Arsch gerettet. Im Schlussabschnitt sah die Torschussstatistik noch weit krasser aus, was alllerdings auch mal wieder zeigt, wie sehr diese täuschen kann, denn die klaren Chancen waren auf Grund besseren Defenisvverhalten unsererseits deutlich reduziert. Dass dann der verdiente Ausgleich mit dem Siegtreffer beantwortet werden konnte, ließ die Arena zum Tollhaus werden, und die Party danach draußen bzw. in der Mediakneipe gegenüber ging noch lange.
Sa, 06.05., 12.15: Lettland - Dänemark 3:0
Wir stellten umgehend fest, dass man zumindest bei nicht ausverkauften Spielen bei den Blockeingängen keine Kartenkontrollen durchlaufen muss, so dass wir überwiegend Unterrang Mitte bestens saßen.

Wie begrüßten das Team um unseren neuen Goalie mit "Smörrebröd, Smörrebröd, röm, pöm, pöm, pöm!" Der ordentlichen Anzahl an Dänen und insbesondere Dänninen stand wieder mal die halbe Bevölkerung des Balten-Staates inklusive nicht weniger erwähnenswerten Damen gegenüber.
Im ersten Drittel gaben die Dänen deutlich den Ton an und schienen die bessere Spielanlage gegenüber den eigentlich doch eingespielteren Letten zu haben. Das änderte sich komplett für die restlichen 40 Minuten. Die Letten spielten schnörkellos und simpel das Ding nach Hause, während dem Team um NHL-Star Nikolaj Ehlers kaum mehr was gelang. Gerade deren Powerplay war schwach. Dahm sah beim ersten Gegentor unglücklich aus, als er unbewusst die Scheibe wieder frei legte, konnte insgesamt jedoch hinter dem Trümmerhaufen die Niederlage lediglich eindämmen denn verhindern.
Sa, 06.05., 16.15: Slowakei - Italien 3:2 n.V.
Nach einem alkoholischen Vorgeplänkel mit den zahlreichen slowakischen Fans wiesen uns Ordnerinnen vor dem Spiel hin, dass wir auf Presseplätzen säßen, zeigten uns einfach ohne Kartennachfrage freie Plätze und bedankten sich bei uns für unser Verständnis. Als wenig später ein Mitglied des kleinen italienischen Anhangs auf dem Platz eines später Kommenden aufstehen musste, wurde er direkt von einem Ordner des Blocks verwiesen. Gott hat halt nicht alle Menschen lieb!
Das Spiel hätte der unverdienteste Sieg of all times werden können, nachdem die Slowaken die Partie komplett dominierten, die Italiener selten über die Mittellienie kamen und trotzdem nur 1:0 führten. So drehte die Squadra Azzura das Spiel im späteren Verlauf mit zwei Toren aus zwei Chancen. Da das slowakische Powerplay in etwa so effektiv wie das dänische war, wurde das eine recht eindimensionale Sache. Ca. 1 Minute vor Schluss rettete ein Schuss die Slowaken in die Overtime und ihnen womöglich auch den A-WM-Verbleib. Mein Kumpel hatte die ganze Zeit mit mir auf Italien gehofft, während er kölnische Jungs neben uns mit Phantasie-Slowakisch vereimerte, um dann ganz opportunistisch einen weinenden Slowaken zu trösten. In der Verlängerung machte es dann der Favorit klar.
Im Anschluss passierte dann der große Aufreger für die Slowaken, die große Peinlichkeit für die Verantwortlichen und der große Lacher von uns: Es wurde die falsche Hymne gespielt! Die slowakischen Fans erregten sich sehr und taten ihren Unmut laut kund, so dass ich annahm, dass es wohl die tschechische war, was allerdings ein Slowake verneinte. Später erfuhr ich draußen, dass es wohl die slowenische gewesen sein muss.
Sa, 06.05., 20.15: Deutschland - Schweden 2:7
Diesmal weiter unten im Gästeblock stehend, muss ich es wohl kurz mit grimmigem Gesicht ins TV geschafft haben. Stimmungstechnisch war es etwas schwieriger, da die Schweden nicht in einem Block, sondern wie Streikbrecher in Grüppchen quer über die Halle verteilt saßen. Nichtsdestotrotz wurden wieder gut Dezibel geschoben.
Das Spiel war war bis weit ins Mitteldrittel ein auf Augenhöhe geführtes und machte Bock wie das gegen die USA. Wohl auch deshalb fiel bis dahin Schweden u.a. mit versteckten Fouls vor allem durch Ekman-Larsson und Landeskog auf, wie man es von ihnen bis dato nicht kannte. Die Schiris nahmen alle Stehnachbarn als bis dato schlechteste der WM-Spiele in Köln wahr. Die pfiffen gegen beide Teams seltsam, das hatte schon DEL-Niveau. Die beiden Ausgleichstreffer sorgten für Feststimmung, leider sorgten dann Unaufmerksamkeiten bei einem Eiertor sowie beim Gegentreffer zum 2:4 2,5 Sekunden vor der Pause für schlechte Karten. Im Schlussdrittel machten die Schweden dann den Deckel drauf. Danach feierten Deutsche und Schweden erst in der Arena und anschließend gemeinsam mit den anderen Fans im Umfeld dessen ab.
So auch wir: Erst wurden mehrere Kränze mit Eingeborenen vernichtet, im Anschluss wurde mit schwedischen und belgischen (!) Fans dafür gesorgt, dass es sehr spät wurde.
So, 07.05., 12.15: Italien - Russland 1:10
Die monotonen "Scheibu"-Rufe der sehr zahlreichen russischen Anhänger konterten wir mit "Hui Buh" - Chants, welche die Russen verwirrte und andere begeisterten.
Erwartungsgemäß hatten die Russen wenige Probleme mit den Italienern. Nach dem zwischenzeitlichen 1:3-Anschlusstreffer machten die sie kurzen Prozess und das Ergebnis zweistellig. Sonderlich verausgaben vor dem Spiel gegen den am Sonntag spielfreien Gastgeber am Montag mussten sie sich nicht. Im Gegenteil: Panarin & Co erzielten ein paar sehr sehenswerte Tore.
So, 07.05., 16.15: USA - Dänemark
Nach der Verköstigung bzw. Berauschung in einer Eisdiele in "Downtown Deutz" mittels Amaretto-Becher und Weizenbier ging es wieder in die Arena.
Bei der Nennung der Starting Six haben wir wieder Dahms Namen mitgebrüllt, während wir den Gegner eher mit "Scheiß Besatzer" o.ä. bedachten.
Die vor uns sitzenden Schweizer wurden nochmal ausgiebig nach dem Spielverlauf der Eidgenossen vs. Slowenien befragt.
Die Dänen konnten zweimal den Anschlusstreffer erzielen und hatten eine Riesenchance zum Ausgleich vergeben, bevor die Amis innerhalb von 4 Minuten 3 Tore schossen, womit das Ding gelaufen war. Dahm kann man da kaum einen Vorwurf machen, hinter diesem Haufen von Verteidigung ist leider nicht mehr drin. An sich wären die Dänen in dieser Verfassung bzw. Aufstellung ein Abstiegskandidat, aber als Gastgeber sind sie ohnehin fürs nächste Jahr qualifiziert, weshalb wohl auch 7 von 8 NHL-Spielern fehlen. Bei den USA gefiel mir mal wieder Johnny Gaudreau. In der Reihe mit Jung-Star Eichel und den mir im Spiel gegen Deutschland auf den Zeiger gehenden Lee konnte der junge Flames-Top-Spieler wieder begeistern.
So, 07.05., 20.15: Lettland - Slowakei
Schon vor dem Spiel merkte man anhand des Auflaufs, welche Massen die beiden Nationen mitgebracht hatten. Trotzdem war die offizielle Zuschauerzahl geringer als bei anderen Spielen, was etwas verwunderte. Um so lauter war es dagegen in der Halle. Auf eine kleine Gruppe ignoranter Letten reagierten wir auf ihre "Latvia"-Gesänge hin mittels "Olympia"-Chant, was natürlich bei dem septembrischen Hintergrund für kurze Verdutzung der Gegenüber sorgte.

In der Arena nahm zwei Plätze vor mir ein akkreditierter Herr Platz, zu dem dann immer wieder junge Lettinen die Treppen hoch schnellten, um sich mit ihm fotografieren zu lassen. Muss ein Ex-Spieler gewesen sein, wobei die Karriere schon etwas her gewesen sein muss, denn er sah eher wie jemand nach einer fünfjährigen Wodka-Kur aus. Und so viele Ex-Stars haben die Letten nun auch nicht. Balderis, Vasiljevs sr., Ozolinsh, Irbe oder Naumovs waren es nicht, und Skrastins wie Zoltoks sind ja leider nicht mehr. Aber das war schon ein interessanter Nebeneffekt mit dem baltischen Chica-Auflauf.
Die Slowaken gingen galliger ins Spiel, waren dabei aber auch stellenweise übermotiviert, was zu Unterzahl führte. Die Letten hielten gut dagegen und nutzten ihre Gelegenheiten. Dem Anschlusstreffer folgte die direkte Erhöhung der Letten, und selbige mausern sich zu einem Kandidaten um Platz 4, wobei ihr Auftaktprogramm den Kontrast schlechthin zu dem deutschen aufzeigt. Aber bis dato hatten sie alle Spiele gegen direkte Kontrahenten gewonnen.
Danach wurde draußen osteuropäisch weiter zelebriert.
Mo, 08.05., 16.15: Deutschland - Russland
Nach dem Hotel-Auschecken konnte mein Auto zum Glück noch weiterhin kostenfrei bis 24 Uhr stehen bleiben. Und es stand Lunch in der ordentlich frequentierten Sports Bar im direkten Arena-Umfeld an. Dabei habe ich dann einen der Power-Break-Eiskehrer kennengelernt, der sehr happy über seinen ehrenamtlichen Job war, der ihn alle Spiele verfolgen lässt, ohne dass er bei allen im Einsatz ist, seine Unterkunft bezahlt er allerdings selbst
Das Aufeinandertreffen der größten beiden Fan-Massen ließ die Arena trotz des nachmittäglichen Spieltermins an einem Werktag frühzeitig ausverkaufen. Auch im Stehplatzbereich standen einige. Einer mit Topfschnitt übertrieb es mit seinen gestischen wie auf Deutsch vorgetragenen Provokationen, so dass ich ihn auf Grund seiner frappierenden Ähnlichkeit mit Gérard Depardieu ansprach und ihm anbot ihn direkt in die andere WM-Stadt zu überstellen, wo er nach seiner Steuerflucht nach Russland sicherlich mit offenen Armen empfangen werden würde. Fand er nicht so lustig, alle anderen schon.

Die Stimung war stark, wobei trotz der vielen Russen sehr deutlich wurde, wer Heimrecht hat.
Nach dem frühen Gegentor hat uns Hagers Foul ein engeres Spiel gekostet. Ob es statt einer Matchstrafe nicht auch eine SD getan hätte, wäre aber durchaus fragenswert. Die Russen waren zwar spielerisch klar überlegen, jedoch waren bei 5-5 beide Teams fast gleich effektiv. Rieder ist nach zwei Attacken jeweils raus gehumpelt, das Ergebnis haben wir dann heute. Kink ist nach Provorovs Bandencheck mit beiden Knien voraus auch noch fraglich, und die 4 möglichen NHL-Nachrücker müssen jeweils gegeneinander ins 7. Spiel. Insgesamt waren die Schiris ziemlich bescheiden, an dem Ergebnis waren sie jedoch nicht schuld.
Mo, 09.05., 20.15: USA - Schweden
Da ich nicht wusste, wie es nach dem Wochenende um meine Motivation für ein 9. Spiel in Folge steht, hatte ich mir diesen Klassiker optional offen gehalten und mir dann kurzfristig eine Karte geholt, da ich doch sehr Bock auf diese Begegnung hatte. Neben sehr vielen Schweden und Deutschen waren dann doch so einige Amerikaner da, vermutlich Reisende, Geschäftsleute bzw. dort Sesshafte. Gleich zu Beginn sorgte ein Linienrichter für ein Kuriosum: Beim Betreten der Eisfläche vor Spielbeginn blieb er mit der Hose an der Bande hängen und riss sich komplett eine Hinternseite auf, so dass der Zebra-Spitzname Unterhosen-Farben-bedingt auch rektal gepasst hätte.

Nach kurzem Hosenwechsel war er wieder zurück und es kam zu keiner nennenswerten Verzögerung.
Die Schweden legten zweimal durchaus verdient vor, die sehr dynamischen Amerikaner ließen sich nicht beirren, und kamen nach dem torreichen 1. Drittel über die beiden folgenden torärmeren wieder zurück. Die Strafzeiten gegen Schweden zum Schluss des Spiels hat auch wieder keiner verstanden. Es wurde aber auch so noch dramatisch.
Während die meisten meiner Begleiter vorher schon abgereist waren, ging ich dann zu meinem Auto und startete vom erwähnten Hotelparkplatz zurück nach Hause.
Das waren sehr geile, erlebnisreiche Tage, und ab morgen kann es genau so weitergehen!

"Turnover sind wie Ex-Frauen. Hast Du zu viele, wird es richtig teuer für Dich."
Barry Trotz (Headcoach New York Islanders, 03/22)