DEL - 52. Spieltag 2015/2016
G A M E D A Y am Seilersee

vs.
So. 06.03.2016 - Eissporthalle Seilersee (Das Eiswerk) Iserlohn - Spielbeginn: 14:30 Uhr -
live bei Servus-TV – Übertragungsbeginn 14:10 Uhr

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Spielleitung:
HSR Bauer, Stephan
HSR2 Schütz, Markus
LSR1 Kyei-Nimako, Denis
LSR2 Leermakers, Joep
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Die Begegnungen der Saison 2015/2016:
13.12.15 - KEC vs. IEC - 4 : 3 nP
10.01.16 - IEC vs. KEC - 6 : 1
26.01.16 - KEC vs. IEC - 2 : 0
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Es ist vollbracht! Die Iserlohn Roosters, das kleine sauerländische Dorf, hat es den großen der Liga gezeigt und man geht mit dem wichtigen Heimrecht in das Viertelfinale der DEL! Mit einem 5:2-Sieg konnten die letzten Punkte eingefahren werden und ein Platz unter den ersten vier Teams der Liga ist den Iserlohnern nicht mehr zu nehmen. Es ist ein Märchen, es ist Wahnsinn, es ist einfach die Geschichte des kleinen Teams aus der Provinz, das den „Geldsäcken“ aus der weiten Eishockeywelt gezeigt hat, dass es auch mit Teamspirit funktionieren kann. Das Team ist der Star und der Rest ist nur noch Zugabe. Denn Platz 1 und damit die Hauptrundenmeisterschaft ist noch im Rahmen des Möglichen. Und Mathias Lange sagte es im Interview: man will jetzt diesen ersten Platz! Dafür muss man am Sonntag den letzten Gegner Schlagen, der in der Hauptrunde am Seilersee antritt und das werden die Kölner Haie sein. Und sollte München einen Punkt weniger holen als die Roosters, dann würde dies eine fulminante Hauptrunde krönen, wobei selbst Platz 3 für den kleinen Club vom Seilersee ein riesiger Erfolg ist.
Die Haie selbst haben mit einem Derbysieg gegen die DEG (3:1) das Ticket für die Pre-Playoffs gebucht, man steht aktuell auf Platz 9, hat 74 Punkte und kann von Hamburg auf 11 nicht mehr eingeholt werden (69 Punkte). Auf Platz 10 steht Mannheim, die zu Hause gegen Straubing das Nachsehen hatten (1:3), aber trotzdem nach zwei Niederlagen in Folge in den Pre-Playoffs antreten dürfen. Und vor Köln finden sich Straubing (75 Punkte) und Ingolstadt mit 76 Punkten. Diese vier Teams machen die Platzierungen auf den Plätzen 7 – 10 unter sich aus und am Ende wird man sehen, wer gegen wen in den Pre-Playoffs antreten wird. Nach oben besteht für keinen eine Chance, denn mit 83 Punkten steht Nürnberg auf Platz 6, Düsseldorf ist Fünfter mit 84 Punkten, Wolfsburg konnte durch einen Sieg nach Penaltyschießen in München den vierten Platz erobern (84 Punkte, besseres Torverhältnis als die DEG). Auf Drei steht zur Zeit noch Berlin mit 89 Punkten, München und Iserlohn weisen beide 91 Punkte auf. Also wird der Hauptrundenmeister von Berlin, München oder Iserlohn gestellt, wobei Iserlohn Köln zu Gast hat, Berlin muss sich zu Hause gegen Mannheim versuchen, die Münchner treten in Ingolstadt an. Alles drei Spiele, in denen es für die Beteiligten um die beste Ausgangsposition für die Playoffs geht.
In Köln bekam man gerade noch so die Kurve und konnte nach dem Trainerwechsel, nachdem Niklas Sundblad entlassen und durch Cory Clouston ersetzt wurde, ein paar Siege feiern und damit die Teilnahme an den Pre-Playoffs sichern. Vierzehn Spiele konnten die Haie zu Hause gewinnen, es gingen aber auch elf verloren. Auswärts sieht die Statistik ausgeglichen aus, denn zwölf Siegen stehen dreizehn Niederlagen gegenüber. Mit +7 hat mein ein positives Torverhältnis, geschossen wurden 145 Treffer, während man 138 Gegentreffer hinnehmen musste. In Unterzahl ist man das viertschlechteste Team (Quote 79%), in Überzahl steht mal als zweitschlechtestes Team da (Quote 16,1%).
Im Tor könnte der Ex-Iserlohner Daniar Dshunussow auflaufen, da Gustav Wesslau offenbar erkrankt ist, er konnte im Derby gegen die DEG nicht antreten. Ob er am Sonntag dabei sein kann, muss sich zeigen. Allerdings zeigte der Ex-Iserlohner gegen die DEG eine souveräne Leistung und er konnte nur einmal überwunden werden. Spannend ist die Brisanz, die durch das Interview mit Moritz Müller am 10.01.2016 beim letzten Aufeinandertreffen in Iserlohn, immer noch im Raum steht, als er die Roosters als 1-C-Nationalmannschaft von Kanada bezeichnete, was die Iserlohner zum Anlass nahmen, ein spezielles Trikot aufzusetzen und auch weitere Fanartikel in Umlauf zu bringen, die dieses Thema aufgreifen. Die Meinungen über die Aktion gehen auseinander, aber sie stehen bei einer Begegnung der Haie mit den Roosters in jedem Fall im Raum. Auf ein Wiedersehen mit Colten Teubert freut sich der Kapitän der Kölner Moritz Müller, der „handfeste“ Erinnerungen an sein letzten Spiel in Iserlohn haben dürfte. Für Trainer Cory Clouston wird es der erste Kontakt mit der Eishalle am Seilersee und den frenetischen Fans der Iserlohner werden, die ihr Team für das Erreichte sicher über 60 Minuten abfeiern werden, egal was auf dem Eis passiert. Es bleibt abzuwarten, wie der Trainer damit umgehen wird.
Hier die Scorerwertung der Kölner Haie: Philip Gogulla 46 Punkte (20 Tore, 26 Assists), Patrick Hager 44 Punkte (14 Tore, 30 Assists), Dragan Umicevic 42 Punkte (7 Tore, 35 Assists), Shawn Lalonde 35 Punkte (12 Tore, 23 Assists), Ryan Jones 30 Punkte (15 Tore, 15 Assists) und Fredrik Eriksson 29 Punkte (10 Tore, 19 Assists).
In Iserlohn dagegen herrscht nun Aufbruchstimmung. Man konnte das Heimrecht in den Playoffs sichern und das, obwohl man mit einer kurzen Bank in Hamburg antreten musste. Doch nachdem die Freezers gegen Iserlohn einen Rückstand in einen Vorsprung umgewandelt hatten, wurden sie innerhalb weniger Minuten überrannt und hatten keine Chance mehr auf den Einzug in die Preplayoffs. Die Iserlohner zeigten aus einer starken Defensive ihre Kaltschnäuzigkeit und machten aus wenigen Chancen die entscheidenden Tore. Nach dem Ausgleich brachen bei den Freezers alle Dämme und sie hatten den eiskalten Roosters nichts mehr entgegen zu setzen.
Was soll man über das Team sagen? Selbst mit einer kurzen Bank aufgrund einiger Erkrankungen (Dupont, Shevyrin), Verletzungen (Cote) und Sperren (Teubert) wurden die Freezers in die Schranken gewiesen und aus den Playoffs geworfen. Das Team hat sich, wie über die ganze Saison, als Team gezeigt, als Team gekämpft und als Team gewonnen. Man opfert sich füreinander auf, man kämpft zusammen und hält sich an das taktische Konzept der Trainer. Beispielhaft muss man hier den unermüdlich arbeitenden Jason Jaspers nennen, der trotz einer Gesichtsverletzung nach einem Pucktreffer zurück aufs Eis gegangen ist, um seinen Anteil am Sieg gegen Hamburg zu leisten. Ansonsten strahlt das Team eine Zuversicht aus, die manchmal schon unheimlich ist. Mit diesen Roosters ist in den Playoffs zu rechnen, große Dinge sind möglich.
Für beide Teams ist ein Stück weit der Druck vom Kessel, doch spielen die Haie noch um das Heimrecht in der Preplayoffs und zudem versuchen die Iserlohner Platz 1 anzugreifen. Wäre man am Ende dort angesiedelt, dann wäre das der größte Erfolg der Iserlohn Roosters in der Vereinsgeschichte, wobei dies selbst mit Platz 3 schon so wäre. Und dem Team ist noch mehr zuzutrauen! Die Torhüterfrage ist für das Spiel am Sonntag noch nicht veröffentlich worden, auch ob die verletzten bzw. erkrankten Spieler dabei sein können, ist noch nicht bekannt. Auch wird sich zeigen müssen, ob man in Anbetracht der anstehenden heißen Phase angeschlagene Spieler schonen wird. Diese Entscheidung liegt beim Trainergespann Pasanen und Bartman, sie geben die Marschroute vor. Fakt ist, dass ganz Eishockeydeutschland Zeuge einer Sensation werden kann, da das Spiel live bei ServusTV gezeigt wird: sollten die Roosters einen Punkt mehr als die Roten Bullen aus München erspielen, dann zieht man als Hauptrundensieger in die Playoffs, aber vor allem in die Geschichtsbücher ein. Die Halle ist schon seit mehreren Wochen ausverkauft und die Stimmung wird aufgrund der Situation aber auch aufgrund des Gegners überragend sein.
Hier die Scorerwertung der Iserlohn Roosters: Luigi Caporusso 48 Punkte (18 Tore, 28 Assists), Mike York 43 Punkten (14 Tore, 29 Assists), Jason Jaspers 42 Punkte (16 Tore, 26 Assists), Nick Petersen 42 Punkte (21 Tore, 20 Assists), Brooks Macek 39 Punkte (21 Tor, 18 Assists), Ryan Button 28 Punkte (6 Tore, 22 Assists), Boris Blank 27 Punkte (8 Tore, 19 Assists) und Bobby Raymond 27 Punkte (12 Tore, 15 Assists).
Der Worte sind zu viel gewechselt, Taten sind es, die das Eishockeyspielen so besonders machen. Und darum blicken wir auch gespannt auf den Sonntag, an dem die Roosters die Haie aus Köln beschäftigen werden, mit dem Ziel am Ende der 52. Spieltage vom Platz an der Sonne zu grüßen. Für Köln geht es indes darum sich eine gute Ausgangsposition für die Pre-Playoffs zu erspielen, wobei die Teilnehmer in der ersten Playoff-Runde schon ein erlesener Kreis sind. Mit Meister Mannheim, Köln und Ingolstadt, ergänzt durch die Straubing Tigers treten hier drei Titelkandidaten an, die sich jetzt erst mal für das Viertelfinale qualifizieren müssen. Somit wird mindestens einer dieser Titelkandidaten schon frühzeitig in den Urlaub gehen dürfen. Es ist zu erwarten, dass beide Teams am Sonntag in diesem Westderby alles aufbieten werden, die eine oder andere Rechnung ist noch zu begleichen, der Rahmen für ein richtig gutes Eishockeyspiel ist gegeben. Und die Fans werden ihren Teil dazu beitragen, dass dieser Eishockeynachmittag unvergessen wird.
Unter Eishockey-Profis gilt die Eissporthalle am Seilersee als einer der schlimmsten Orte auf Erden. Ach was, es ist die "Hölle", sagen die meisten.
(Süddeutsche Zeitung - Februar 2017)