Gretelspapa hat geschrieben:Der gute alte Helmut Kohl hätte eines getan: aussitzen. Und das sollten wir tun.
... und dann mit schwarzen Kassen auffliegen? Ach nee!
Ansonsten habe ich weniger den Eindruck, dass es hier mit Fanbrillen ausgestattete Verschwörungstheoretiker (Sind das nicht eher Müller & Co?) den Möchtegern-Anklägern gleichtun.
Es ist niemandem geholfen, wenn überhastet über das Ziel hinaus geschossen werden würde, aber es bringt auch nichts, Dinge schön zu reden.
Und wenn die Rhetorik von manchen möglicher Weise bald zu kurz kommenden in Deutschland geborenen Spielern benannt wird, dann ist das durchaus korrekt so.
Gleichzeitig sollte man nicht so blauäugig sein, und das seit Jahrzehnten schwelende Nachwuchsproblem mit der Debatte zu vermischen, auch wenn dies gerne versucht wird.
Wegen der im Ausland geborenen deutschen Spieler ist nie ein Spieler in seiner Ausbildung zu kurz gekommen und es wird auch kein am Eishockey interessierter Junge sagen: "Die Konkurrenz an im Ausland ausgebildeten Deutschen ist mir zu groß, ich gehe lieber zum Fußball, Basketball oder Handball."
Die Deutsch-Kanadier spiegeln vielmehr wieder, dass die Nachwuchsarbeit in dieser Hinsicht nur bedingt konkurrenzfähig ist, sie tragen jedoch keinerlei Verantwortung dafür, und auch nicht die sie scoutenden bzw. verpflichtenden Manager.
Wie würde denn ein Müller reagieren, wenn man ihm anbietet, dass die eingebürgerten Deutschen eine halbe oder auch ganze AL (Was nach deutschem Staatsbürgerrecht ohnehin nicht möglich wäre!) kosten, man aber auch dann einen Salary Cap einführt, der finanzielle Chancengleichheit beim Spieler-Etat für alle 14 Standorte garantiert und somit auch die überteuerten Gehälter von gegenwärtigen deutschen Nationalspielern dem Niveau von ähnlich effektiven AL-Spielern entgegen bringt?
Genau, nichts! Aber vorher war nahezu jedes Mittel recht. Und insofern spricht es für dieses Forum, wenn Leute hier die Dinge beim Namen nennen.
Deine Darstellung des deutschen Handballs ist ebenso eine sehr beschönigende:
Nicht nur vom Umsatz wie auch den Zuschauerzahlen hinkt die HBL der DEL weiterhin hinterher.
Auch bereits vor der WM 2007 machte sich in der Liga die hohe Zahl an Spielern aus dem Ausland bemerkbar, und danach ging es stetig bergab mit dem Nationalteam, was darin gipfelte, dass man sich für die wüste Wüsten-WM in Katar nicht qualifizieren konnte!
Dass man sich da letztlich nach Ausbootung eines qualifizierten Teilnehmers und unter Umgehung möglicher in der Weltrangliste höher platzierter Nachrücker rein geschummelt hat, macht das Dilemma nicht besser!
Und "Massen-TV-Event"? Also bitte!
Es ist vielmehr so, dass Handball wie Basketball in den jeweils letzten 10 Jahren die gleichen Fehler machen, welche die DEL in seinen ersten Jahren gemacht hat!
Und die mediale Berichterstattung wird für die genannten Mannschaftssportarten Nummer 2 bis 4 nicht besser: Spätestens seit der WM 2006 ist der Fußball noch viel überragender in seiner Präsenz als er es ohnehin bereits vorher war. Selbst ein Damen- oder Viertliga-Kick wird oftmals noch lieber live gezeigt als irgendetwas anderes.
Besondere Präsenz in der breiten Sportwahrnehmung wird man nur über die Nationalmannschaft (Da kann ich nur zustimmen!) oder über besondere Ereignissen (z.B. das DEL Winter Game) erreichen!
Eine richtige Eishockey-Nation wie die Top 6 wird Deutschland auf absehbare Zeit nicht werden, alles dahinter ist jedoch erreichbar, durch gute Nachwuchsarbeit wie durch eine attraktive Liga, in welcher nicht jeder deutsche Spieler auch zwangsläufig in Deutschland geboren sein muss!
"Turnover sind wie Ex-Frauen. Hast Du zu viele, wird es richtig teuer für Dich."
Barry Trotz (Headcoach New York Islanders, 03/22)