Es war gestern eine einprägsame Reise:
Die meiste Zeit einfach klasse, nur der Mittelteil, der eigentlich als Aufhänger fungieren sollte, der allerdings dann eher als Abhänger durchging!
Nachdem ich tags zuvor nach langer Zeit mit dem Borussen-Duell mal wieder ein Fuppes-BL-Spiel sehen und ein weiteres mal feststellen sollte, warum Eishockey der weitaus mitreißendere Sport ist, die Masse an über 80000 Nasen für meinen Geschmack etwas zu überdimensioniert ist, Eishockey der geilere Sport ist, mir der knapp über der Außentemperatur gelegene Durchschnitts-IQ der Fans dort nicht so zusagt und Eishockey wiederum die um Lichtjahre attraktivere Sportart ist, klingelte nach ca. 1,5 Stunden der Wecker, um mich wenig später in die über Nacht prompt ausgebrochene Eiszeit zu wagen.
Am Hagener Hbf fand ich dann ein großes Hallo vor, wobei gerade die Mimik der wenigen dort Unbeteiligten interessant zu beobachten war.
Um Viertel nach 6 waren leider der erste Schwung der limitierten Balkenschals vergriffen. Die Ankündigung, dass noch welche kommen und ich nach Nennung meiner Wagennummer noch sicher einen bekommen würde, war dann so zuverlässig wie so manches (Maut-) Wahlversprechen. Kein Drama, die anderen Schals waren ebenfalls sehr gelungen und für 10 Euro "value for money"!
Wenn man dann in nahezu gewohnter Runde das Abteil bevölkert, will man auch im despotischen Fidel-Gedenken nicht revolutionär sein und bleibt bei bewährten Traditionen: So hieß es dann am um kurz nach sieben am 5l-Modell "O'zapft is"! Und das war durchaus mal wieder ein nahezu Fahrt-füllendes Konzept. Zwischendurch stand mal ein Ausflug in den bereits gut gefüllten Sambawagen an, wobei man schon so manchen Zeitgenossen antreffen konnte, der/die durchaus mitunter viel weiter war.
Einer meiner Begleiter ließ es sich nicht nehmen eine ausschließlich Spirituosen konsumierende Dame auf den verwaisten Platz eines kurzfristig ausgefallenen Kollegen in unserem Abteil zu setzen, die auch fortan mittels unfreiwilliger Selbstironie zu unterhalten verstand. Dass wir sie alle auf Grund ihrer Gesichts-Topographie für 10 Jahre älter hielten, steckte sie locker mit einem "Ein bisschen verbraucht ist doch toll" weg, um uns wenig später auf dem Weg zu ihrem Alk-Arsenal zu verlassen. Nun ja!
Auf der Fahrt durchquerten wir aktuelle Gegner-Spielorte (Köln) wie ehemalige (Neuwied), wobei man nochmal bilanzierte, wer sich in der Zwischenzeit wohin entwickelt hat.

Die Durchfahrt durch den bevölkerten Nürnberger Hbf wurde mit ein paar Chants auf den örtlichen Sugar Daddy gewürdigt.
Im Gegensatz zu der Tour vor 10 Jahren kamen wir pünktlich an.
So hatten wir genügend Zeit auf dem Weihnachtsmarkt in der schönen Straubinger Innenstadt diverse Varianten des Glühweins durchzuprobieren und u.a. so der Kälte zu trotzen und uns in einem örtlichen Stüberl niederzulassen. Während das örtliche Bier dort wie auch im Stadion nicht der Kracher war, hatte ein Kollege wohl den Vogelgrippenteil komlett in seiner 1/4 Ente konzentriert, so dass der erst mal "Spaß" hatte.
Die Halle selbst halte ich für eine der besten in der DEL: Baulich wie auch von der Atmosphäre her. Man merkt direkt, dass man in einer Hockey-Town ist.
Nachdem man das Ding nun vor Jahren eingehaust hatte und nun keine Seite mehr offen ist, wunderte nicht nur ich mich über die hiesige Kälte, die auch für herkömmliche Eishallen schon erstaunlich war. Das konnte uns allerdings nichts anhaben.
Der ältere Iserlohner hinter uns, der mehrere Wunderkerzen über uns vereinte, so dass der Funkenflug das Trikot meines Kollegen sowie dessen Kleidung darunter durchlöcherte, wollte dem wohl pyromanisch entgegen wirken. Nach einer klaren Ansage war der Herr sich fortan so defensiv wie das Spiel.
Die Stimmung unsererseits war im Kontrast zum Spiel prächtig. Man sang quasi einfach durch.
Unten gebärdeten sich zwei offensichtlich nicht allzu sehr am Spiel interessierte, abgewandte Personen. Die eine ging als entspanntere Fliegengewichts-Variante von Tyson Fury durch, die andere hatte ordentlich Gesichtsflak vor dem tendenziell teenieskeren Teil des Publikums. So gelang es ihnen sich auf vermeintlich unauffällige Weise immerhin über eine Stunde Horror-Hockey zu ersparen. Auch ein Verhaltensmodell für die laufende Saison!
Die uns wiederholt das Gäubodenvolksfest nahe legenden einheimischen Damen neben uns betonten mehrmals unseren auch aus Straubinger Sicht einmaligen Support, wobei ich darauf verweisen musste, dass dies momentan das Einzige ist, was wir zu bieten haben.
Womit ich beim Spiel wäre: Das kam mir vor wie eine einzige Manneqin Challenge zwischen zwei indisponierten Rumpftruppen!
Die Entstehung des Game Winning Goals war geradezu bezeichnend dafür!
Und damit ist im Grunde schon alles gesagt!
Auf dem Rückweg konnte man nochmal sämtliche erwähnten Vorzüge des Straubinger Weihnachtsmarktes inhalieren und noch einige nette Gespräche führen!
Nachdem sich bei jedem meiner Abteil-Insassen früher oder später die Ein-Stopp-Power-Napping-Strategie als erfolgreich heraus kristallisiert hatte, konnte die Rückfahrt mindestens ebenso feierlich gestaltet werden wie die Hinfahrt.
So mancher Spieler musste sich einiges anhören, ohne dass es in einen verbalen Spießrutenlauf ausartete. Insgesamt war es vielleicht eine Möglichkeit statt der blau-weißen Masse die Fans und ihre Identifikation kennenzulernen. Man ist ja mittlerweile in seiner Hoffnung auf Wunder angewiesen!
Ich selbst hatte neben Kurzgesprächen eine längere gute Unterhaltung mit Troy Milam. Ich war kurz davor ihm ein Fisherman's Friend anzubieten, bevor ich micht daran erinnerte, dass das seine Stimme in Normalform ist.
So endete die Fahrt mit einem bezeichnenden Dialog, als ich eine Protagonistin unserer benachbarten Amazonen-Kabine fragte, ob ihr nicht doch noch Nahrung aus dem Gesicht gerutscht sei, was sie mit einem schlichten "Ja, mehrmals" zur Begeisterung meiner Kumpels konterte.
Am Ende war es nach über 24 Stunden auf den Beinen bzw. auf dem Allerwertesten dann auch mal wieder angenehm sich in die Horizontale zu begeben.
Im Gegensatz zu meinen beiden letzten Erlebnisberichten von den ersten beiden Auswärtsspielen drehte sich dieser hier nur sehr wenig ums Spiel, aber da gibt es halt nicht viel zu berichten!
Nachdem ich von Bremerhaven bis Straubing genügend Reisekilometer in dieser Saison absolviert habe um Bonusmeilen anzumelden, darf die Truppe jetzt erst mal liefern, bevor ich weiter "Deutschland-Reise" spiele.
Ein großer Dank geht an Alf & das Orgateam, das ein weiteres Mal einen überragenden Zug bzw. Ablauf auf die Beine gestellt haben!
Ein solches Engagement bzw. Leidenschaft würde ich da noch von solch einer anderen Eishockey-affinen Iserlohner Vereinigung erwarten, aber das ist ein anderes Thema!
Vom Spiel abgesehen war es ein großartiger Tag!

"Turnover sind wie Ex-Frauen. Hast Du zu viele, wird es richtig teuer für Dich."
Barry Trotz (Headcoach New York Islanders, 03/22)